Care-Arbeit | Equal Care Day | Familiengarten

Care-Arbeit ist unsichtbar – Equal Care Day

 

Care-Arbeit sieht man nicht. Sie ist da und doch nimmt sie niemand wirklich wahr. Selbst viele Fürsorgende fragen sich nach einem langen bleiernen Tag, was sie denn heute bitte schön geschafft hätten? Denn meist sieht es abends genau so chaotisch aus wie zuvor.

Und doch sind da unzählige „Nichts“ über den Tag verteilt: Essen machen, aufräumen, Popos abputzen, Windeln wechseln, Wäsche waschen, Essen machen, trösten, spielen, Streits begleiten, Gefühle benennen, Geschrei aushalten, in den Arm nehmen, kuscheln, lesen, wenigstens gefühlte 3000 Mal verhandeln und Kompromisse finden, tragen, baden, umziehen, mal wieder Tränen trocknen, einkaufen, putzen, da sein und erwähnte ich Essen machen schon? Alles begleitet von einem oft schier ohrenbetäubenden Lärm.

Dieses „Nichts“ ist eine nie enden wollende Arbeit, die sich unentwegt im Kreis zu drehen scheint. Kein Abhaken ist möglich. Kein Erreichen des Ziels ist absehbar. Nach dem Aufräumen ist vor dem Aufräumen – es ist immer etwas zu tun. Den ganzen Tag. Jeden Tag.

Der Equal Care Day

Diese Unsichtbarkeit der Care-Arbeit muss sich ändern. Deshalb wurde der Equal Care Day ins Leben gerufen. Er findet offiziell am 29.2. statt, den es nur alle vier Jahre gibt. Damit ist der Equal Care Day ebenso unsichtbar wie die Care-Arbeit selbst. Trotzdem gibt es jedes Jahr einige Aktionen rund um dieses Datum, um auf die mangelnde Wertschätzung und die unfaire Verteilung der Sorgearbeit hinzuweisen. Ziel dieser Initiative ist es, die Care-Arbeit sichtbar zu machen und Politik und Wirtschaft aufzufordern, diese Themen neu zu denken.

Care-Arbeit umfasst dabei nicht nur die unentgeltliche Sorgearbeit von Kindern und zu pflegenden Angehörigen, es schließt auch die meist unterbezahlte professionelle Sorgearbeit mit ein. In beiden Fällen sind es vor allem Frauen, die diese Arbeiten verrichten. Dieser Beitrag beschränkt sich allerdings auf die unentgeldlichen Care-Arbeit kleiner Kinder.


Care-Arbeit ist Arbeit

13 bis 24 Stunden Schichten, mit kaum bis gar keinen Pausen, sieben Tage die Woche lang und das ohne jegliche Bezahlung. Wenn das nicht mal verlockend klingt. Aber he – so ganz stimmt das nicht. Eigentlich gibt es doch die beste Bezahlung der Welt: ein breites freudiges Kinderlachen und obendrauf noch einen klebrig schmatzigen Sabberknutsch aufs Gesicht. Wer will da schon mehr?

Natürlich lieben wir auch was wir tun – wenn auch sicher nicht alles davon. Aber das macht all die Arbeit, all das Abmühen, das Zehnteilen, den ständigen Dauerstress und das ganze einfach nicht artgerechte Leben nicht weniger fordernd.

Zudem zahlt es sich damit ganz einfach schlecht. Und welche Arbeit lässt sich bitte schön mit einem feuchten Händedruck begleichen? Auch wenn sie Spaß macht, erwarten wir für gewöhnlich Geld für das, was wir da tun.

Aber gut. Kinder sind eine private Entscheidung. Wir müssten schließlich keine bekommen und tun das aus gänzlich freien Stücken. Da ist das bisschen Mehrarbeit halt einfach selbstgewählt. Oder nicht?

So einfach ist das leider nicht, denn wir leben im Kapitalismus. Alles und jeder wird hier mit einem Geldwert beziffert und da fangen dann die Probleme auch schon an. Denn Kinder (und alte Menschen) bringen einfach keine nennenswerte Leistung. Stattdessen fressen sie unglaubliche Ressourcen. Aber das gilt nur für den Moment. Denn unsere Kinder sind die Gesellschaft von Morgen. Und dass ist der Zeitpunkt, an dem dann plötzlich alle profitieren.

Warum Care-Arbeit kein Privatvergnügen ist

Spätestens hier hört der Spaß mit dem Privatvergnügen auf. Denn war es früher so, dass Kinder die beste eigene Altersvorsorge waren, ist dem schon lange nicht mehr so. Stattdessen profitiert die Allgemeinheit davon – auch Kinderlose. Das mag fair sein, schließlich leben wir in einer Solidargemeinschaft. Nicht fair ist allerdings, dass die Menschen, die sich ein Großteil ihres Lebens um diese Kinder gekümmert haben, nicht nur leer ausgehen, sondern auch noch abgestraft werden. Denn nicht nur erhalten sie keinerlei Geldwert für die ganze Arbeit, die sie leisten, sie bekommen auch keine Rente, wenn sie denn nicht auch noch „richtig“ arbeiten waren.

Aber was ist denn eigentlich dieses Richtige arbeiten bitte schön?

Richtig Arbeiten ist eben genau das – arbeiten und das schließt in unserem Sprachverständnis eine Entlohnung mit ein. Care-Arbeit wird unter anderem deswegen allgemeinhin nicht als vollwertiges Arbeiten angesehen. Wenngleich es oftmals weitaus fordernder und anspruchsvoller ist als so manche Erwerbsarbeit.

Care-Arbeit wird weitestgehend als gegeben vorausgesetzt. Es findet keinerlei gesellschaftliche Wertschätzung dieser fundamentalen Arbeit statt, im Gegenteil oft wird sie sogar noch herabgewürdigt. 

Gerade in der jetzigen Pandemie wird das mehr als deutlich. Eltern stehen komplett alleine da und dürfen sich sogar noch anhören, sie hätten es doch so gewollt.

„Noch ein kleines bisschen durchhalten“, lautet die Parole. Wäre doch gelacht, wenn wir dieses bisschen Anstrengung nicht schaffen würden.

War es früher noch das bisschen Haushalt, ist es heute das bisschen Homeoffice, das bisschen Homeschooling und das bisschen Betreuung von Kleinkindern zusammen, das sich doch spielend von allein erledigen lässt. Während Milliarden übers Land gekippt werden und große Firmen Unsummen erhalten, gehen Eltern in dieser Pandemie beinahe leer aus.  

Wertschätzung sieht anders aus.

Aber „Care-Arbeit ist nicht einfach nur dieses lästige nervige Ding, dass keiner wirklich machen will. Care-Arbeit ist der verdammte Grundpfeiler unserer Gesellschaft“ und deshalb gehört sie bezahlt!

 

Dieser Beitrag ist Teil der Themenwoche von Familienleicht, die vom 24.2. bis 01.03. stattfindet und jeden Tag verschiedene Aspekte der Care-Arbeit beleuchtet.

#equalcareday

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