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Es mag Mütter geben, die nach der Geburt bald wieder „die Alten“ sind. Ich aber war ab dem Moment eine mir völlig fremde Person. Nicht nur, dass ich mich fremd in meinem Körper fühlte (und oft genug auch heute noch fühle), auch in meinem Kopf, in meinen Empfindungen und meinen Gedanken fühlte ich mich einfach gänzlich anders.
Es war als hätte man mich einmal auf den Kopf gestellt und mein gesamtes Leben neu gemischt. Nichts war mehr da, wo es vorher war. Kaum ein Gedanke passte zu den anderen. Es war ein heilloses Durcheinander, in dem ich völlig verunsichert kauerte und dabei mein dauerschreiendes Baby hielt.
Hochsensible Mama weden: Vom Schmerz der Veränderung
„Geboren wird nicht nur das Kind, sondern auch die Mutter durch das Kind.“
Ich war so empfindsam wie noch nie. Meine Instinkte waren hellwach, alles prallte auf mich ein. Als hätte jemand die Schutzschicht weggerissen, die ich jahrzehntelang fein säuberlich um mich gebaut hatte. Überall war es laut, überall waren Gerüche, deren Intensität ich kaum aushalten konnte. Ich schaffte es nicht mehr, Nachrichten zu lesen, denn dieser tiefe unendliche Schmerz, der über mich kam, war einfach nicht auszuhalten. Das dauerhafte Geschrei meines Babys versetzte mich in solchen Stress, dass mein Herz raste, ich innerlich zitterte und ich kaum in der Lage war, auch nur irgendeinen klaren Gedanken zu fassen. Ich fühlte mich unwohl in meiner Haut, unsicher, fremd und empfindsam wie ein rohes Ei.
Mit einem Mal saß ich da und verstand die Welt nicht mehr.
Wo kamen all diese Gefühle her?
Warum war ich so empfindsam?
Wieso war ich so viel weniger belastbar als die anderen Mütter?
Und warum fühlte ich mich so fremd?
So fremd und doch so vertraut
Aber tatsächlich war ich keine Fremde. Eigentlich war ich eine alte Vertraute, die sich nach und nach aus Kilometertiefen Schutzschichten befreite. Denn alle diese Teile, die sich seit der Geburt Stück um Stück zu einem großen Ganzen zusammensetzten, waren schon vorher da. Manche ganz klein und unscheinbar, andere tief verborgen. Sie wurden begraben mit jedem abfälligen Kommentar, mit jedem Schmerz, den ich erlebte, mit jedem Gedanken, nicht passend zu sein.
Aus heutiger Sicht aber, war ich schon immer hochsensibel. Nur bewusst fühlen konnte ich meine Hochsensibilität lange Zeit nicht. Ich hatte sie verbannt, von mir geschoben, mich angepasst. Rückblickend ergab alles einen Sinn. Schon immer war ich empfindsamer und irgendwie nicht so leistungsfähig wie andere. Aber diese „Fehler“ suchte ich bei mir. Ich war nicht richtig, meine Gefühle waren falsch und überhaupt stellte ich mich halt auch immer ganz schön an. (Einer der Hauptgründe übrigens, warum ich diese ganze Elternschaft so unglaublich anstrengend fand. Mehr dazu folgt).
Es war aber nicht die Geburt meiner Tochter, die mich meiner Hochsensibilität näher brachte. Es vergingen noch einige Jahre, bis ich verstand, dass ich nicht nur Mama eines (mittlerweile zweier) hochsensiblen Kindes war, sondern selbst hochsensible Mama war. Es war die Sorge um meine Tochter und der Wunsch ihre starken Gefühle zu verstehen, die mich erkennen ließen, dass es gar nicht nur um sie ging.
Hochsensible Mama werden: Der Beginn einer holprigen Reise zu mir selbst
Der Beginn meiner Mutterschaft war wahrlich kein leichter Weg. Das Gefühl als hochsensible Mama nicht mehr passend zu sein, wuchs stetig. Es fühlte sich an, wie eine große offene Wunde. Nur dass diese nicht nach dem Wochenbett einfach verschwand. Sie blieb und wurde mit jedem schiefen Blick, mit jeder skeptischen Bemerkung und mit jeder Kritik an meinem so anderen Tun, größer.
Erst als ich begann, mich und uns gänzlich neu zu erfinden und anzuerkennen, dass ich nicht mehr „die Alte“ war, erst dann begann sie sich langsam zu schließen. Der Schmerz aber blieb noch eine ganze Weile. Oft fühlte ich mich wie eine Verstoßene. Ich gehörte nicht mehr dazu. Meine Ansichten waren viel zu abstrus: Kinder auf Augenhöhe zu begleiten, auf Erziehung zu verzichten, Stoffwindeln, windelfrei, breifrei, dauertragend und dann auch noch kindergartenfrei.
Warum zum Henker machte ich es mir immer so kompliziert?
Wieso musste ich stehts und ständig alles anders machen?
Und war ich am Ende nicht einfach selbst schuld, dass alles so verdammt anstrengend war?
Aber warum genau mache ich eigentlich immer alles anders?
Im nächsten Teil über meine verrückte Reise zu mir selbst, erzähle ich dir davon.
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Kommt dir das bekannt vor? Dann kann ich dir die Arbeit von Kathrin Borghoff und ihr Buch „Hochsensibel Mama sein“ ans Herz legen. Du hast genau so wenig Zeit zu lesen wie ich? Dann hör es dir doch bequem während der Einschlafbegleitung, dem Haushalt oder wo auch immer es gerade passt über storytel* an. Über diesen Link kannst du dieses Hörbuch und viele weitere einen Monat lang gratis anhören.
3 Kommentare zu „Hochsensible Mama werden: Vom Gefühl anders zu sein“
Danke für diesen wertvollen Artikel! Gerade der letzte Absatz hat mich sehr angesprochen. Ich bin gerade an so einem Punkt, an dem ich merke vieles aus der Vergangenheit passt nicht mehr, und ich möchte nicht dahin zurück und dennoch ergreift mich dann die Angst, und ich will zurück in mein sicheres Leben. Da war alles klar und star….
Oh, das kenne ich nur zu gut. Ich glaube ein bisschen Angst und auch einige Wachstumsschmerzen gehören dazu. Zurück erscheint halt immer erst mal leichter und vertrauter, aber eigentlich wissen wir meist schon, dass wir gar nicht mehr zurück können. Viel Kraft auf deinem Weg und viele Grüße, Julia
Hallo,
danke für diesen tollen Beitrag. Mir ging es genauso. Wo finde ich den zweiten Teil? Gibt es einen?
Liebe Grüße