PMDS - prämenstruelle dysphorische Störung - Familiengarten

PMDS: Wenn das monatliche Mama-Monster kommt

Kennst du das auch: Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen, Gereiztheit kurz vor der Periode? Wenn dann auch noch depressive Verstimmung, Aggressivität und das Gefühl nicht mehr zu funktionieren, hinzukommen, spricht man von PMDS. Was es damit auf sich hat, liest du hier.

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Während ich diesen Artikel schreibe, macht sich eine bleierne Müdigkeit in meinem Kopf breit. Die Müdigkeit, die dir die Augenlider langsam zudrückt und die das Denken erschwert. Mittlerweile kenne ich das schon von mir und ein Blick auf den Kalender bestätigt: das “Mama-Monster” naht.

Das “Mama-Monster” ist mein Spitzname für die Zeit im Zyklus, in der ich nicht die Mutter sein kann, die ich gerne sein würde. Es hat auch einen wissenschaftlichen Namen: PMDS und das steht für prämenstruelle dysphorische Störung. Aber irgendwie finde ich “Mama-Monster” passender.

Das “PMDS Monster” und ich haben schon einiges zusammen durch. Als es mich zum ersten Mal besuchte, wusste ich nicht, wie mir geschah. Gerade war ich noch am Spielen mit meinem Zweijährigen, plötzlich fühlte sich das Spiel schwer an und in einer einzigen Gedankenspirale stellte ich meine gesamte Mutterschaft in Frage.

Was ist PMDS?

Wenn ich Anderen erzähle, dass ich unter PMDS leide, dann wird häufig höflich genickt und das Gespräch geht weiter. Später bekomme ich dann manchmal eine Rückmeldung: “Ich habe das mal gegoogelt. Das ist ja was ganz anderes als ich dachte”. Wer nur die Abkürzung hört, der ist verständlicherweise schnell verwirrt: PMDS, PMS, PND? Das meiste davon hat schon was mit Frauen und hormonalen Stimmungsschwankungen zu tun und doch gibt es einige Unterschiede.

PMS, PMDS – macht ein Buchstabe wirklich so einen Unterschied? Ja, den macht er. PMDS wird sowohl im aktuellen Leitfaden der American Psychologist Association (DSM-5) als auch im internationalen Handbuch zur Klassifikation von Krankheiten (International Classification of Diseases – ICD 11) beschrieben.

Das ist wichtig, denn in den meisten Fällen ist PMDS behandlungsbedürftig, doch oft müssen Ärzte erst über das Bestehen dieses Zustands aufgeklärt werden. Allzu oft werden Frauen abgetan mit einer Variante von “Unwohlsein gehört zum Frausein dazu”.

Mitnichten! Fast alle Frauen kennen körperliches Unwohlsein kurz vor und während der Periode. Diese körperlichen Symptome werden oft unter PMS zusammengefasst. Und mittlerweile ist es ziemlich “normal” diese Symptome auch zu behandeln, beispielsweise mit Schmerzmitteln, Wärmflaschen oder extra Ruhe während der Periode.

Allerdings tritt bei 5 bis 8% aller Frauen mit Menstruationsbeschwerden auch eine psychische Komponente auf. Frauen mit PMDS sind in der Zeit zwischen Eisprung und Periodenbeginn oft besonders gereizt oder weinerlich, mitunter aggressiv oder impulsiv. Die Stimmungsschwankungen werden oft als sehr stark und unverhältnismäßig erfahren.

PMDS Symptome - Familiengarten


Und wie weiß ich, ob ich PMDS habe?

Zu erkennen, dass Frau PMDS hat, ist oft gar nicht so einfach. Die Symptome sind vielfältig und können sehr oft auch mit anderen Krankheitsbildern in Verbindung gebracht werden. Und es hilft natürlich nicht, dass PMDS noch immer ziemlich unbekannt ist.

Wie so oft, ist der erste Schritt deshalb eigentlich Bewusstsein. Wer feststellt, dass Traurigkeit oder Gereiztheit in einem bestimmten Muster auftreten, sollte gucken, ob dieses Muster sich an bestimmten Zyklusphasen orientiert.

Esther hat im Gastbeitrag zum zyklischen Leben ja bereits wunderbare Tipps gegeben, wie Frau ihren Zyklus visuell darstellen kann.

Nach der ersten Erkenntnis wird es Zeit tief in den Zyklus abzutauchen und sich damit anzufreunden, denn die einzige wirklich aufschlussreiche Methode zur Diagnose ist das Führen eines Zykluskalenders und Symptomtagebuchs für mindestens 2 aufeinander folgende Zyklen.       

Wenn mindestens 5 der oben genannten Symptome zutreffen, wovon mindestens 1 unter die vier Kernsymptome fällt (erste Reihe in der obersten Grafik), dann handelt es sich sehr wahrscheinlich um PMDS.

Bei mir persönlich ist das etwas ausgeufert, da ich Datenerfassung liebe und ich wirklich sicher gehen wollte, dass mein Hausarzt mir glaubt. Ich hatte im Endeffekt einen Zykluskalender im Bullet Journal, eine App für den Zyklus, eine App nur für die Symptome und meinen Fitness Tracker. Nach 5 Monaten Daten sammeln, habe ich das alles in eine große Tabelle übertragen und meinem Hausarzt präsentiert mit dem Ergebnis, dass er meiner Selbstdiagnose doch echt zustimmen musste.

PMDS - Zykluskalender - Familiengarten

Lass dich von meinem Foto bloß nicht abschrecken. Ich bin da etwas über die Stränge geschlagen und 2 Zyklen sind wirklich genug. Im Infokasten habe ich dir ein paar Ressourcen zusammengestellt, mit denen du ganz einfach anfangen kannst. 

Willkommen PMDS Monster, du alter Freund

Mittlerweile haben das Monster und ich uns (zähneknirschend) angefreundet. Ich rechne mit seinem Besuch und passe daraufhin meine Planung und auch den Umgang mit meinem Kind an. Ich weiß, wann ich besonders gut für mich selbst sorgen muss und wann ich eher auf meine Grenzen achten muss. 

Konkret sieht das bei mir so aus:

  • Ich organisiere “Playdates” für mein Kind, da ich persönlich das weniger anstrengend finde.

  • Wichtige berufliche Termine verschiebe ich.

  • Ich koche vor oder wir bestellen an den ganz schlimmen Tagen beim Lieferservice.

  • Wir lassen uns die Einkäufe liefern.

  • Ich schlage Aktivitäten vor, die meinem Energielevel entsprechen, um Enttäuschung vorzubeugen.


Behandlungsmöglichkeiten

Es gibt viele Wege, um mit PMDS umzugehen und es gibt hierfür kein Allheilmittel. Welches Mittel letztendlich hilft, ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Ich möchte dir trotzdem einen kleinen Einblick geben in die verschiedenen Behandlungsansätze. Zuallererst habe ich gemerkt, dass das Wissen um und Annehmen von PMDS mir wirklich hilft. Ich kommuniziere sehr offen darüber und meistens gelingt es mir in meiner “Höllenwoche” freundlich mit mir umzugehen.

Im Großen und Ganzen gibt es 3 Wege PMDS zu behandeln. Ich sehe allerdings sehr oft, dass eine Kombination von verschieden Lösungsansätzen probiert wird.

  1. Der natürliche Weg: Es gibt verschiedene natürliche Mittel, die bei einer leichten Ausprägung von PMDS Abhilfe schaffen können. Hierzu gehören u.a. Mönchspfeffer oder rotes Maca (beides gibt es zum Beispiel im Vorteilsset von Innonature*. Mit meinem Code familiengarten10 sparst du noch mal 10 Prozent) und 5-HTP. Weiterhin schwören viele Betroffene auf eine Ernährungsumstellung (z.b. zucker-, laktose- oder glutenfrei) und viel Bewegung, wobei vor allem Krafttraining hilft.

  2. Der gynäkologische Weg: Mein Arzt meinte “Hormone behandelt man mit Hormonen” und ich denke bis zu einem gewissen Grad hat er recht. Viele Frauen probieren erst die Pille (wobei nur mit zwei bestimmten Studien zur Wirksamkeit bei PMDS ausgeführt sind). Es ist auch möglich mit bestimmten Medikamenten den Zyklus platt zu legen (das entspricht dem Herbeiführen der Wechseljahre) und zu gucken, wie Frau darauf reagiert.  

  3. Der psychologische Weg: Auf diesem Weg werden vor allem die Beschwerden behandelt, aber nicht die Ursache weggenommen. Zum einen können verschiedenen Therapieformen helfen, um mit den Stimmungsschwankungen in der zweiten Zyklusphase besser um zu gehen. Zum anderen kann PMDS auch medikamentös behandelt werden, um mit Antidepressiva das im Gehirn verfügbare Serotonin zu erhöhen.

In Verbindung bleiben

Jetzt wo ich das Mama-Monster besser kenne, muss ich nicht bei jedem Besuch, meine Entscheidung zur Mutterschaft in Frage stellen. Ich kann sehen, dass meine Gedanken von Hormonschwankungen beeinflusst werden und kann mild mit mir selbst sein, wenn ich mal nicht die Mama bin, die mein Kind verdient hat.

Dabei ist es mir, seit das Mama-Monster einen Namen hat, wichtig, auch mein Kind zu begleiten und seinem Alter entsprechend zu erklären, dass ich nicht immer gleich viel Energie habe. Auch die Traurigkeit auszuhalten, die das manchmal auslöst. Und wer weiß, vielleicht macht das Mama-Monster unsere Beziehung auch ein wenig stärker.

Zyklus-Tracking

Wie schon gesagt, einer der ersten Schritte ist, mit deinem Zyklus vertraut zu werden. Ob du diesen mit Stift und Papier festhältst oder dafür lieber eine App benutzt, ist letztendlich dir überlassen. Hier sind ein paar Apps die ich empfehlen kann: 

Anlaufstellen und wissenschaftliche Informationen

Da ich mich seit 15 Jahren in den Niederlanden befinde, kenne ich mich was den deutschen Sprachraum betrifft nicht sehr gut aus. Ich habe aber gesehen, dass das Vivantes Klinikum in Berlin sehr gute Informationen auf der Webseite hat.

Darüber hinaus ist die führende Webseite was Menstruationskrankheiten angeht Iapmd.org (Informationen auf Englisch).

Selbsthilfe

Ein weiterer wichtiger Teil im Umgang mit PMDS ist (schnelle) Selbsthilfe und Austausch mit anderen Betroffenen. Auf Instagram und Facebook gibt es dazu Accounts und Gruppen, wie beispielsweise diese: PMDS – Prämenstruelle Dysphorische Störung.

Ich selbst habe mir mit einer Psychologin einen S.O.S Plan erarbeitet, der spezifisch für mich darstellt wie leichte, mäßige und schwere PMDS sich bei mir äußert und was ich tun kann, um nicht in eine schlimmere Phase abzurutschen. Dieses Werkzeug habe ich mir genommen und daraus einen S.O.S Plan gegen Stress erarbeitet (speziell bei PMDS ist er natürlich genauso auf die PMDS Symptome anzuwenden), den ich Frauen kostenlos zur Verfügung stelle. 

Du kannst dir den Plan gerne runterladen, so hast du für dich und Leute, die dir nahe stehen immer klar ersichtlich, wie es dir geht und was du dann brauchst.

PMDS - das monatliche Mama Monster - Familiengarten

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Über die Autorin

Als Mommy Mentor unterstützt Claudia frische Mütter und Mütter mit PMDS dabei Freude an der Mutterschaft (wieder) zu finden. Nach einer postnatalen Depression 2016 und der PMDS-Diagnose 2019 hat Claudia sich einen großen Werkzeugkoffer erarbeitet, den sie jetzt mit anderen Müttern teilen möchte. Claudia wohnt mit Mann, Kind und Katze in den Niederlanden. Du kannst ihrer Arbeit auf Instagram folgen.


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