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Weihnachten mit hochsensiblen Kindern: 6 Tipps für ein gelungenes Fest

„Vorfreude ist die schönste Freude!“ Wer auch immer sich diesen Spruch ausgedacht hat, hat von hochsensiblen Kindern wohl noch nichts gehört. Denn für diese kann Vorfreude zu einer echten Herausforderung werden. Wie ihr die Anspannung reduzieren könnt und was noch für ein gelungenes Fest helfen kann, erfahrt ihr in diesem Beitrag.
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Die Weihnachtszeit ist voller besonderer und aufregender Momente: Weihnachtsfeiern, der Adventskalender, Familienfeiern, viele (fremde) Menschen, besonderes Essen, Lichter, Gerüche und jede Menge Vorfreude, aber auch Anspannung, Hektik und oft auch Erwartungsdruck. All das kann gerade hochsensiblen Kindern enorme Schwierigkeiten bereiten und zu Reizüberflutung, starken Gefühlsausbrüchen wie zu körperlicher und seelischer Anspannung führen.

Für einige ist schon der tägliche Adventskalender viel zu viel. Die ständige Vorfreude und das tägliche Warten kann schnell zu starker Aufregung führen, die sich auch körperlich zeigt und oft für viel zu wenig Schlaf sorgt. Müdigkeit macht die nervöse Grundstimmung und die Anspannung dieser Zeit dabei freilich nicht besser.  

Weihnachten kann hochsensiblen Kindern und ihren Familien also einiges abverlangen. Vorbereitung ist hier die beste Vorsorge. Denn auch wenn sich damit nicht alle Schwierigkeiten aus dem Weg räumen lassen, kann es doch helfen, herausfordernde Situtationen besser anzunehmen und passende Lösungen zu finden. Deshalb habe ich euch hier unsere sechs wichtigsten Tipps zusammengetragen.

1. Künstliche Spannung minimieren

Ich kann euch nur den Tipp geben, diese künstliche Spannung so weit es geht zu reduzieren. Klar, von Außen kommt vieles rein, was wir nur sehr schlecht beeinflussen können. Aber wir können versuchen, das wenigstens nicht auch noch zu befeuern. Erzählt nicht ständig vom Weihnachtsmann. Erwähnt nicht dauernd, wie viele Tage es noch sind. Versucht stattdessen einen Ruhepol zu setzen.

Und auch an Weihnachten selbst, könnt ihr versuchen, die Spannung möglichst gering zu halten. Bei jüngeren Kindern müsst ihr vielleicht nicht direkt nach dem Aufstehen erwähnen, das heute Weihnachten ist. Bei Größeren lässt sich das wohl eher nicht umgehen. Aber ihr könnt versuchen die nervöse Wartezeit so angenehm wie möglich zu gestalten: Es kann zum Beispiel im 24. Türchen schon ein kleines Geschenk versteckt sein, das die Kinder bis zur Bescherung gut beschäftigt hält. Oder ihr macht noch einen Ausflug oder eine schöne gemeinsame Beschäftigung bevor es dann endlich losgeht.

Wenn ihr euer Essen ungern begleitet von intensivsten Gefühlsausbrüchen und hektischem Hoch und Runter zu euch nehmen wollt, empfehle ich euch dringend erst nach der Bescherung zu essen. Anders tut ihr euch und allen Anwesenden wirklich keinen Gefallen.

Solltet ihr unter euch feiern, könnt ihr die Bescherung auch einfach auf Vormittag oder Mittag legen. So erspart ihr euch völlig überdrehte und nervlich instabile Kinder und werdet stattdessen wohl einen relativ gemütlichen Weihnachtstag verbringen. Eigentlich ja genau das, worum es gehen sollte…

Wie auch immer die konkrete Situation bei euch ist, lasst eure Kinder nicht unnötig warten. Versucht nicht alles noch ewig künstlich in die Länge zu ziehen. Diese Warterei und diese Spannung kann kaum aushaltbar sein und hochsensiblen Kindern tatsächlich regelrechte körperliche Schmerzen bereiten.


 2. Reizüberflutung vermeiden

Überall läuft Musik, es leuchten Lichter und Weihnachtsduft liegt in der Luft. Dazu schieben sich zig vollbepackte Menschen aneinander vorbei. Dort spielt eine Band, da hinten dreht sich ein blinkendes Karussell und da drüben singt ein Chor. Für hochsensible Menschen hat das nicht mehr viel mit Besinnlichkeit zu tun, sondern ist Reizüberflutung pur. Kommen dann noch ein überhöhter Konsum von Zucker und aufregende Karussellfahrten dazu, kann es schnell völlig ausarten. Übrigens ist das nicht nur bei hochsensiblen Kindern so, hier ist es nur besonders deutlich spürbar.

Versucht Besuche auf Weihnachtsmärkten möglichst spärlich zu gestalten und behaltet das im Hinterkopf. Nehmt es nicht persönlich, wenn euer Kind streikt. Es zeigt euch nur, dass es nicht mehr kann. Wenn der totale Wutanfall einmal da ist, bleibt nur noch möglichst ruhig dadurch zu gehen und einigermaßen in Ruhe den Ort zu verlassen.   

Das selbe gilt auch für viele Verwandtschaftsbesuche in kurzer Zeit. Aber auch zu viele Geschenke können für eine Reizüberflutung sorgen. Vielleicht könnt ihr selbst die Anzahl nicht mehr unbedingt beeinflussen, aber ihr könntet sie zum Beispiel gestaffelt schenken oder die Verwandten bitten, ihre Geschenke erst an den Weihnachtsfeiertagen zu überreichen.

Sollte es euren Kindern zu viel werden und sich statt großer Geschenkefreude Frust breitmachen, versucht es nicht als undankbar anzusehen. Das kann manchmal ganz schön schwierig sein, gerade weil wir uns ja so viel Mühe geben. Aber das Schenken sollte nicht stattfinden, um eine Gegenleistung zu erhalten, sondern einfach aus Liebe heraus. Kinder wollen uns nicht verletzen. Sie äußern nur auf sehr direktem Weg ihre Empfindungen. Da wir das kaum mehr gewohnt sind, kann das schwer aushaltbar sein. Aber es ist richtig und wichtig.

Auch stecken hinter solchen Frustmomenten oft zu hohe Erwartungen, die gar nicht erfüllt werden können. Dass das dann frustrierend für das Kind ist, ist eigentlich verständlich. Bei älteren Kindern kann aber auch der Wunsch, uns als Schenkenden nicht vor den Kopf zu stoßen, ein Auslöser sein. Meistens ist es aber nach kurzer, wenn auch häufig sehr intensiver Zeit, dann doch meistens (fast) alles wieder gut.

3. Rückzugsmöglichkeiten bieten

Wenn ihr merkt, dass es zu viel wird, legt Pausen ein. Schnappt euch ein Buch und geht erstmal kuscheln, bietet etwas zum malen an oder geht eine Runde raus. Versucht klar bei euch und eurem Kind zu bleiben, dann wird es auch den anderen Anwesenden leichter fallen. Das ist leichter geschrieben als getan, aber tatsächlich das Hilfreichste in solchen Momenten.

Es kann helfen, sich ins Gedächtnis zu rufen, dass Weihnachten vor allem für unsere Kinder ein tolles Fest sein soll. Also sollten wir versuchen, sie nicht zu überfordern. Auch wenn Oma oder Onkel das nicht verstehen wollen oder können, geht es in erster Linie um unsere Beziehung zu unseren Kindern. Deshalb sollten sie auch an vorderster Stelle stehen. Das gilt auch dann, wenn wir ihr „Verhalten“ nicht direkt verstehen oder nachvollziehen können. Es gibt immer einen Grund dafür. Wir müssen ihn nur rausfinden.


4. Erwartungen runterschrauben

Auch (unausgesprochene) Erwartungen können hochsensiblen Kindern starke Probleme bereiten. Sie reagieren oft massiv darauf. Zudem spüren sie Spannungen unter den Anwesenden, aber auch Erwartungen an sie selbst.

Sollte es in eurer Familie irgendwie kriseln, ist das natürlich erstmal schwierig zu beheben. Aber es kann schon helfen, das einfach im Kopf zu haben. Sich bewusst zu machen, woher starke Unruhe oder heftige Gefühlsausbrüche kommen, kann helfen sie anzunehmen und letztlich auch geeignete Lösungen zu finden. Die Rückzugsorte können hier beispielsweise eine Hilfe sein.

Unserer Tochter ist beispielsweise jedes Mal pünktlich zu Essensbeginn alles zu viel geworden. So sehr, dass sie sich unter den Tisch verkrochen hatte und dort ohne Geschrei kaum mehr wegzubewegen war.

Was die Erwartungen an die Kinder angeht, versucht hier möglichst viel Druck rauszunehmen. Bedankt euch doch anstelle eures Kindes oder versucht die Essenssituation so entspannt wie möglich zu gestalten. Nehmt vielleicht ein Spielzeug mit an den Tisch, macht ein kleines Spiel aus dem Essen oder lasst das Kind doch spielen, während ihr esst und bringt ihm nachher oder vorher was.

5. Nicht zu viele Termine auf einmal und für möglichst kindgerechte Umgebung sorgen

Versucht nicht von einem zum nächsten Termin zu hetzen. Versucht Prioritäten zu setzen und es möglichst gemütlich anzugehen. Das tut am Ende nicht nur eurem Kind, sondern euch allen gut. Oder probiert doch auch einfach mal ein Treffen draußen. Denn oft geht es bei den Verwandtschaftsbesuchen ohnehin schon wenig kindgerecht zu, dass Kinder das dann bei all dem Weihnachtstrubel auch noch locker flockig wegstecken sollen, ist oft einfach viel zu viel verlangt.

6. Brave und böse Kinder vermeiden

Mein letzter Tipp hat nicht ausschließlich mit hochsensiblen Kindern zu tun, sondern bezieht sich auf den Umgang mit Kinder generell. Mir ist es aber einfach unglaublich wichtig zu betonen, da ich denke, dass viele einfach nicht genau darüber nachdenken, was ihre Worte bei Kindern auslösen können. Beziehungsweise haben sehr viele wohl ähnliches erlebt.

Wenn ihr eure Kinder gerne erziehen wollt, macht das doch bitte ohne den Weihnachtsmann. Übernehmt selbst die Verantwortung dafür und nutzt den guten alten Mann nicht für eure Zwecke. Hört auf damit, das Schenken an irgendwelche Bedingungen wie das „artig sein“ zu knüpfen. Denn Weihnachten soll doch vor allem eine Zeit der Freude sein. Angst und das Gefühl nicht richtig zu sein, sind da ganz einfach fehl am Platz. Aber genau das ist es, was passiert, wenn der Weihnachtsmann plötzlich als Druckmittel eingesetzt wird.

Weihnachten mit hochsenisblen Kindern | familiengarten

 

Weihnachten mit hochsensiblen Kindern kann eine echte Herausforderung sein, aber natürlich auch eine richtig schöne Zeit. Ich hoffe, meine Tipps helfen euch durch die Weihnachtstage.

Ich wünsche euch eine wundervolle, möglichst entspannte Weihnachtzeit!

 

Noch was zum Schmunzeln oder auch zum Abreagieren gefällig? Dann schaut doch mal bei meiner Satire über das überfrachtete Fest der Liebe und die gute Verwandtschaft vorbei. Viel Spaß!

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1 Kommentar zu „Weihnachten mit hochsensiblen Kindern: 6 Tipps für ein gelungenes Fest“

  1. Ein toller Beitrag, der hoffentlich vielen hochsensiblen Familien etwas besinnlichere Weihnachten beschert. Weil darum geht es an Weihnachten ja eigentlich. Und nicht um den ganzen Trubel drum herum. Vielen Dank dir! <3

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